Die Verunsicherung an den Märkten war nur von kurzer Dauer. Aus guten Gründen.
Am 4. März haben die Italiener populistischen Parteien zu einem stattlichen Sieg verholfen, auf Kosten der etablierten Mitte-Links- und Mitte-Rechts-Parteien. Die Anti-Establishment-Fünf-Sterne-Bewegung und die Rechtsaußen-Partei "Lega" schnitten gemeinsam um satte 9 Prozent besser ab als der Umfragedurchschnitt nahelegte. (siehe "Eine italienische Überraschung" ) In unserem Ausblick zu den Parlamentswahlen hatten wir genau so ein Szenario als recht plausibel beschrieben, angesichts der geringen Treffsicherheit italienischer Umfragen in der Vergangenheit. (siehe "Italien: Irrungen und Wirrungen" )
Was sogar uns aber etwas überrascht hat, war wie schnell die Ruhe an den Märkten zurückkehrte. Die politische Börse hatte in Italien diesmal ganz besonders kurze Beine. Innerhalb der vergangenen dreißig Tage hat der italienische Aktienmarkt in etwa genauso abgeschnitten wie der europäische. Gleichzeitig ist der Renditeabstand italienischer Regierungsanleihen im Vergleich zu Bundesanleihen bereits wieder geschrumpft. Sogar in Italien ging es an den Märkten in der vergangenen Woche mehr um die Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) und um von den USA ausgehende Protektionismussorgen als um die Innenpolitik.
Das entspricht auch durchaus unseren Einschätzungen vor der italienischen Wahl und unserer Positionierung seither. Die italienische Wirtschaft entwickelt sich solide und auch bei den Unternehmensgewinnen sieht es gut aus. Die Aussichten auf endlose Koalitionsgespräche sind allein noch kein Grund, Italien negativ zu sehen. Sowohl die "Lega" als auch die Fünf-Sterne-Bewegung hatten bezüglich der Euro-Mitgliedschaft Italiens ja schon vor der Wahl deutlich sanftere Töne angeschlagen. Und um wieviel die italienischen Staatsschulden unter einer dieser beiden Parteien steigen könnten, muss sich auch erst zeigen.
Dazu kommt noch ein weiterer Grund, der für Ruhe spricht. Im Laufe der vergangenen drei Jahrzehnte haben die italienischen Haushalte sukzessive ihre Bestände an italienischen Regierungsanleihen zurückgefahren, wie unser "Chart of the Week" zeigt. Dank der Kaufprogramme der EZB befinden sich bereits 18 Prozent davon in Zentralbankhänden. Ausländische Anleger halten 35 und italienische Finanzdienstleister 41 Prozent. Auf sonstige italienische Anleger, wie etwa Haushalte, entfallen inzwischen (Ende November 2017) nur noch 5 Prozent. Angesichts dieser Schuldenverteilung könnte die italienische Politik natürlich noch für Turbulenzen sorgen – aber mehr für den Rest Europas als für Italien selbst. Um das alte Bonmot leicht abzuwandeln: "Wenn Sie unter der schwer tragbaren Last von 100.000 Euro Schulden stöhnen, dann haben Sie ein Problem. Aber wenn Sie erst einmal 2,2 Billionen Schulden haben, dann ist Ihr Problem vor allem eins für alle anderen." Das ist übrigens auch einer der Gründe, warum wir nach wie vor daran glauben, dass es zu den notwendigen Institutionsreformen in der Eurozone kommen wird – früher oder später. Natürlich haben das die italienischen Wähler nicht gerade leichter gemacht.

Quellen: Bloomberg Finance L.P., Deutsche Asset Management Investment GmbH; Stand: 08.03.2018