Ist denn schon wieder Weihnachten? Nein, es sind noch fast sieben Wochen hin. Aber das hält weder die Supermärkte davon ab, sich jetzt schon weihnachtlich zu schmücken, noch die Anleger, jetzt schon die Jahresendrally einzuleiten. Die Märkte eilen von Rekord zu Rekord, und auch der Oktober zeigte sich den meisten Anlegern sehr wohlwollend. Bei Aktien lief es in fast allen Regionen gut, in den entwickelten Ländern hatte der Nikkei mit 8,1 Prozent Gesamtrendite die Nase vorn, gefolgt vom Daxmit 3,1 Prozent, jeweils in lokaler Währung gerechnet. Unter den Schwellenländern verbuchte Lateinamerika ein Minus, dafür lief es erneut in Asien umso erfreulicher. Bei Anleihen jedoch schwächelten die Schwellenländer durch die Bank, was vor allem dem wieder erstarkten Dollar geschuldet sein dürfte. Er legte gemessen am handelsgewichteten Währungskorb[1] um 1,6 Prozent zu. Ansonsten zeigten sich die Rentenmärkte im Oktober solide, insbesondere die Unternehmensanleihen.
Wesentliche Treiber im vergangenen Monat waren erneut solide Wirtschaftszahlen in so gut wie allen Regionen, sowie eine insgesamt bisher erfreulich verlaufende Gewinnsaison. Vor allem die Technologiewerte konnten erneut die Erwartungen übertreffen.
Der zweite wichtige Treiber war auch diesmal wieder die Politik der großen Zentralbanken. In der Summe gaben sie den Anlegern wenig Anlass, nervös zu werden. Mit der Bestellung eines Nachfolgers für die Vorsitzende der US Federal Reserve, Janet Yellen, ließ sich Donald Trump zwar bis zum 3. November Zeit, was im Vorfeld dann doch für etwas Spannung sorgte. Aber am Ende kam es so, wie wir – und die meisten Marktteilnehmer – erwartet hatten. Mit Jerome Powell fiel die Wahl auf den Nachfolgekandidaten, der die größte Kontinuität verspricht. Auf Kontinuität dürfte es auch bei der japanischen Zentralbank (BOJ) hinauslaufen, da Japans Premier Shinzo Abe nach seinem Wahlsieg an "seinem" BOJ-Präsidenten Haruhiko Kuroda festhalten dürfte. Auch die Europäische Zentralbank zeigte sich in ihrer lang erwarteten Oktober-Sitzung milde. Präsident Draghi machte zwar deutlich, dass 2018 die Anleihekäufe zurückgehen würden, man sich aber weiter alle Optionen offen halte. Einziger Ausreißer war die englische Zentralbank, die den Leitzins erstmals seit zehn Jahren wieder anheben musste. Damit möchte die Bank of England eine vor allem aufgrund des schwächeren Pfunds importierte Inflation bekämpfen. Zwar zeigt sich die Wirtschaft in keiner schlechten Verfassung, doch mit jeder weiteren Verzögerung bei der Konkretisierung des Brexit-Prozesses dürften die Märkte nervöser werden.
Verzögerungen gibt es derzeit auch bei der Regierungsbildung in Deutschland. Dies interessiert die Anleger allerdings weit weniger als die weiterhin angespannte Lage in Katalonien, wo Teile der Bevölkerung die Unabhängigkeit von Spanien anstreben. An Unabhängigkeit einbüßen dürften weite Teile der chinesischen Administration, nachdem Xi Jinping beim Volkskongress seine Machtbasis deutlich ausbauen konnte. Dies könnte die politische Durchschlagkraft kurzfristig zwar erhöhen, langfristig stehen wir dieser Machtkonzentration aber eher skeptisch gegenüber. Sie spricht zunächst nicht für eine weitere Öffnung und Liberalisierung der chinesischen Wirtschaft und Kapitalmärkte.
Ausblick und Änderungen
Insgesamt gehen wir weiter von stärker tendierenden Märkten aus. Vorsicht ist in den kommenden Monaten am ehesten noch bei US-Aktien angebracht, die wir untergewichtet haben. Als würde die Steuerreform nicht ohnehin noch vor genügend Hürden stehen, ist Washington einmal mehr von politischen Turbulenzen abgelenkt, zu denen auch die Ermittlungen des Sonderermittlers Robert Mueller gehören. Er erhob im Oktober erste Anklagen gegen ehemalige Gefolgsleute von Donald Trump.
Fundamental sehen wir die Aktienmärkte weltweit aber weiter gestützt von guten Unternehmenszahlen und Stimmungsindikatoren, welche sich in ungewöhnlich vielen Regionen der Welt gleichzeitig manifestieren. Regional haben wir lediglich die Einschätzung zu Japan verändert, welches wir nun wieder auf Übergewichten hochgestuft haben. Hier hat sich die politische Lage geklärt und die positiven Gewinnrevisionen der Analysten halten an. Bei den Sektoren behalten wir unsere zyklische Ausrichtung bei, mit unserer Präferenz für Grundstoffe, Finanzen und Technologie. Auch bei Anleihen haben wir unsere Positionen nur graduell angepasst. 10-jährige Bundesanleihen sehen wir auf aktuellen Renditeniveaus wieder kritisch, während wir am kurzen und ganz langen Ende neutral sind. In der europäischen Peripherie ergaben sich aufgrund der politischen Spannungen in Spanien, oder der politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen in Italien Handelschancen. Hier bevorzugen wir derzeit Laufzeiten von 5-7 Jahren. Bei Euro-Hochzinsanleihen sind wir ebenfalls wieder auf Übergewichten hochgegangen. Bei US-Staatsanleihen hingegen bleiben wir neutral, tendieren aber zu einem skeptischeren Blick.
Wie von uns erwartet, hat der Euro seinen Höhenflug gegenüber dem Dollar beendet. Während die auf einem Langzeithoch stehende Zinsdifferenz deutscher und amerikanischer zweijähriger Staatsanleihen weiter für den Dollar sprechen, sieht es beim politischen Momentum anders aus. Während uns der offizielle Kalender der Zentralbanken einen ruhigen restlichen November beschert, dürften die politischen Ereignisse wieder im Fokus stehen. Katalonien droht Spanien und Europa noch länger zu beschäftigen. Beim Brexit-Prozess könnte auch der November ohne nennenswerte Fortschritte vergehen. Und der US-Steuerreform drohen noch etliche Verzögerungen und Verwässerungen.
Aktien*
1 bis 3 Monate |
bis September 2018 |
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Regionen |
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USA |
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Europa |
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Eurozone |
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Deutschland |
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Schweiz |
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Vereinigtes Königreich (UK) |
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Schwellenländer |
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Asien ex Japan |
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Japan |
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Lateinamerika |
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Sektoren |
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Basiskonsumgüter |
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Gesundheit |
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Telekommunikation |
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Versorger |
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Zyklische Konsumgüter |
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Energie |
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Finanzwerte |
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Industrie |
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Informationstechnologie |
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Grundstoffe |
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Immobilien |
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Anlagestil |
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Nebenwerte |
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Anleihen*
1 bis 3 Monate |
bis September 2018 |
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Staatsanleihen |
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US-Staatsanleihen (2 Jahre) |
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US-Staatsanleihen (10 Jahre) |
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US-Staatsanleihen (30 Jahre) |
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UK-Staatsanleihen (10 Jahre) |
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Italien (10 Jahre)1 |
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Spanien (10 Jahre)1 |
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Deutsche Bundesanleihen (2 Jahre) |
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Deutsche Bundesanleihen (10 Jahre) |
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Deutsche Bundesanleihen (30 Jahre) |
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Japanische Staatsanleihen (2 Jahre) |
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Japanische Staatsanleihen (10 Jahre) |
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Unternehmensanleihen |
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US-Investment-Grade-Anleihen |
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US-Hochzinsanleihen |
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EUR-Investment-Grade-Anleihen1 |
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EUR-Hochzinsanleihen1 |
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Asien-Unternehmensanleihen |
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Schwellenländer-Unternehmensanleihen |
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Besicherte und spezielle Bonds |
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Covered bonds1 |
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US-Kommunalanleihen |
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US-Mortgage-Backed-Securities |
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Währungen |
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EUR vs. USD |
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USD vs. JPY |
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EUR vs. GBP |
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GBP vs. USD |
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USD vs. CNY |
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Schwellenländer |
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Schwellenländer-Staatsanleihen |
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Alternative Anlagen*
1 bis 3 Monate |
bis September 2018 |
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Infrastruktur |
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Rohstoffe |
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Immobilien (gelistet) |
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Immobilien (nicht gelistet) APAC |
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Immobilien (nicht gelistet) Europa |
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Immobilien (nicht gelistet) USA |
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Hedgefonds |
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Private Equity2 |
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Erklärungen zu unserer taktischen und strategischen Sicht
Taktische Sicht:
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Hier steht bei Anleihen die Kursentwicklung und nicht die Rendite im Vordergrund.
Strategische Sicht:
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Bei Staatsanleihen steht hier die Rendite und nicht die Kursentwicklung im Vordergrund.
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Die Pfeile beziehen sich bei Unternehmensanleihen und besicherten und speziellen Bonds (inklusive Pfandbriefen) auf den jeweiligen optionsadjustierten Spread.
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Bei nicht in Euro denominierten Anleihen handelt es sich um den Zinsaufschlag (Spread) zu US-Treasuries. Bei in Euro denominierten Anleihen handelt es sich um den Spread zu Bundesanleihen.
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Bei Schwellenländer-Staatsanleihen handelt es sich um den Spread zu US-Treasuries.
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Die Entwicklung des Spread sowie die Zinsentwicklung beeinflussen den Anleihewert. Investoren, die rein von der Entwicklung des Spread profitieren wollen, müssen sich gegen das Zinsänderungsrisiko absichern.
Legende
Die taktische Sicht (1 bis 3 Monate)
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Positiver Ausblick
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Neutraler Ausblick
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Negativer Ausblick
Die strategische Sicht bis September 2018
Aktienindizes, Wechselkurse und alternative Anlagen:
Der Steigungswinkel signalisiert, ob wir bei einem Aktienindex oder einem Wechselkurs eine Aufwärtsentwicklung, eine Seitwärtsentwicklung oder eine Abwärtsentwicklung erwarten.
Die Farbe der Pfeile signalisiert das Ertragspotenzial für Long-Only-Investoren.
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Positives Ertragspotenzial
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Die Gewinnchancen, aber auch das Verlustrisiko sind eher begrenzt
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Negatives Ertragspotenzial
Anleihen:
Bei Staatsanleihen signalisiert der Pfeil die Erwartung eines Aufwärtstrends, Seitwärtstrends, Abwärtstrends. Bei Unternehmensanleihen, besicherten und speziellen Bonds sowie Schwellenländer-Anleihen beziehen sich die Pfeile auf einen optionsadjustierten Spread zu US-Staatsanleihen: steigender Spread, Seitwärtsbewegung, fallender Spread.
Die Farbe der Pfeile signalisiert die Kurschancen für Long-Only-Investoren
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Positives Ertragspotenzial
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Die Gewinnchancen, aber auch das Verlustrisiko sind eher begrenzt
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Negatives Ertragspotenzial
Fußnoten:* Stand: 31.10.2017
1 Spread bezogen auf deutsche Bundesanleihen in Basispunkten
2 Diese Investment-Ampel-Indikatoren sind nur für existierende Private-Equity-Portfolios relevant