Allgemeiner Marktüberblick
"Das war aber was" werden die etwas zaghafteren Naturen unter den Anlegern über den Monat Februar sagen. "War das alles?" werden wiederum die etwas Forscheren über die letztlich doch recht glimpflich verlaufene Korrektur resümieren. Beide haben Recht. Nach einem außerordentlich starken Jahresauftakt drehten die Märkte überraschend zum Monatswechsel. Der S&P 500 verlor binnen neun Tagen über zehn Prozent, womit er den Tatbestand der Marktkorrektur erfüllte und eine rekordlange Phase ohne 5-Prozent-Rücksetzer beendete. Ebenso ging im Februar die ebenfalls rekordlange Periode von 15 Monaten zu Ende, in denen der S&P 500 (gleiches gilt für den MSCI AC World) in jedem Monat eine positive Gesamtrendite aufwies. Das alles klingt dramatisch. Andererseits warf das den S&P 500 lediglich um rund drei Monate zurück. Zudem entspricht der Rücksetzer ziemlich genau dem Schnitt der Rücksetzer über die vergangenen 40 Jahre, wie wir im Chart der Woche vom 9. Februar gezeigt haben. Überhaupt haben sich die Aktienmärkte relativ schnell wieder erholt, die meisten notieren schon wieder über ihrem Jahresstart. Das liegt unseres Erachtens auch daran, dass die Korrektur stark technisch getrieben war, unter anderem von Marktteilnehmern, deren Anlagestrategie sich an gewissen Risikoparametern orientiert (siehe CIO Flash - Ein Stück mehr Normalität ). Die Volatilität schnellte an einigen Aktienmärkten schneller als je zuvor in die Höhe, und verharrt aktuell immer noch auf einem Niveau, das deutlich über dem Schnitt der letzten Monate liegt. Auch das sehen wir allerdings nur als Rückkehr zu etwas mehr Normalität. Was jedoch Normalität für die Zinsen und den Dollar bedeutet, trieb die Anleger auch im Februar um. Zwar legte die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen nur noch um 15 Basispunkte (bps), nach 30 bps im Januar, zu. Doch auch das reichte, um die Renditeunterschiede deutscher und amerikanischer Staatsanleihen auf langjährige Höchststände zu hieven. Dennoch konnte sich der Dollar gerade einmal auf niedrigem Niveau stabilisieren.
Ausblick und Änderungen
Im Anschluss an die Marktkorrektur haben wir auf einer CIO-Sondersitzung die Prognosen per Ende 2018 weitgehend bestätigt, in erster Linie aufgrund der unverändert guten Konjunkturaussichten weltweit. Auch wenn die Korrektur durch technische Faktoren verstärkt wurde, hatte sie aller Wahrscheinlichkeit nach ihren Ursprung in gestiegenen Inflationssorgen, nachdem Ende Januar einige überraschend starke Zahlen aus den USA kamen. Wir halten diese Sorgen jedoch zu diesem Zeitpunkt für übertrieben und antizipieren kein Überschießen der Inflation (sihe dazu unseren Bericht "Niedrig und langsam" - vorerst ). Von der US Federal Reserve (Fed) erwarten wir bis Ende 2019 sechs Zinserhöhungen, davon drei im laufenden Jahr. Der Renditeanstieg in den USA ist nicht allein höheren Inflationssorgen geschuldet, sondern auch einem Anstieg der Realzinsen, wie wir im Chart der Woche vom 16 Februar dargelegt haben. Daraus sollte unseres Erachtens kein Druck für die Aktienmärkte ausgehen, im Gegenteil, dieses Umfeld spricht vorerst weiter für gute Konjunkturaussichten und Aktien. Nervös würden wir erst ab Nominalrenditen oberhalb von 3,5 Prozent für 10-jährige US-Staatsanleihen, oder wenn die US-Zinskurve invertieren sollte. Eine ähnliche Einschätzung erhält man, wenn man auf die Einkaufsmanagerindizes schaut: Sie notieren immer noch auf sehr hohen Niveaus, doch verlieren diese aktuell an Schwung. Auch die Gewinnschätzungen geben entsprechende Signale: Nach positiven Revisionen noch im Januar haben sie sich im Februar stabilisiert. Das ist immer noch ungewöhnlich gut für einen Jahresauftakt, und spricht damit ebenfalls gegen nachhaltige Kurseinbrüche. Aber eben auch gegen allzu dynamische Aktienmärkte. Weder bei den Sektoren noch bei den Regionen haben wir auf der Aktienseite taktisch umgeschichtet. Unser Festhalten an den Technologiewerten hat sich angesichts ihrer starken Erholung ausgezahlt.
Bei Renten und Währungen hingegen haben wir im Februar sowohl taktische wie strategische Veränderungen vorgenommen. Auch wenn wir, wie bereits Anfang Februar, weiter davon ausgehen, den Großteil der Aufwärtsbewegung der Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen hinter uns gelassen zu haben, nehmen wir die Prognose per Ende 2018 von 2,6 auf 3,0 Prozent hoch, bei 2-Jährigen erhöhen wir von 2,1 auf 2,5 Prozent. Die Renditen 10-jähriger Bundesanleihen heben wir von 0,8 auf 1,0 Prozent an. Die Spreads der Peripherieanleihen wiederum haben wir reduziert, was im Falle Italiens zu einer Hochstufung der Staatsanleihen auf Übergewichten führt. Dabei stützen wir uns auf unser Kernszenario, dass die politischen Entwicklungen in Europa dem nicht zuwiderlaufen. Für Unruhe könnten Italiens Wahlen (siehe Italien: Irrungen und Wirrungen ), die Regierungsbildung in Deutschland oder die Brexit-Verhandlungen sorgen. Insgesamt rechnen wir weiter mit viel Bewegung auf den Anleihemärkten, da die Anleger das Spannungsfeld zwischen Wirtschaftswachstum, Inflation und Staatsverschuldung weiter ausloten dürften. Taktisch sind wir derzeit bei den Staatsanleihen neutral (von zuvor Untergewichten bei Bundesanleihen) aufgestellt, mit einen leicht negativen Einschlag. US-Kommunalanleihen haben wir auf Neutral zurückgenommen.
Unternehmensanleihen sehen wir in Europa im Investmentgradebereich immer noch positiv, und in den USA wieder positiv. Im Hochzinssegment sind wir nun ebenfalls in den USA und in Europa übergewichtet. Die jüngste Korrektur hat uns bessere Einstiegskurse beschert, während die Fundamentaldaten solide bleiben. In den Schwellenländern nehmen wir Unternehmensanleihen zurück auf neutral und bleiben bei Staatsanleihen positiv. Waren wir im Vormonat bei allen Währungspaaren neutral positioniert, gehen wir nun von einem stärkeren Dollar gegenüber dem Euro und gegenüber dem Yen aus.
Aktien*
1 bis 3 Monate |
bis Dezember 2018 |
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Regionen |
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USA |
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Europa |
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Eurozone |
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Deutschland |
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Schweiz |
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Vereinigtes Königreich (UK) |
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Schwellenländer |
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Asien ex Japan |
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Japan |
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Lateinamerika |
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Sektoren |
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Basiskonsumgüter |
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Gesundheit |
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Telekommunikation |
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Versorger |
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Zyklische Konsumgüter |
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Energie |
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Finanzwerte |
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Industrie |
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Informationstechnologie |
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Grundstoffe |
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Immobilien |
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Anlagestil |
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Nebenwerte |
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Anleihen*
1 bis 3 Monate |
bis Dezember 2018 |
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Staatsanleihen |
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US-Staatsanleihen (2 Jahre) |
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US-Staatsanleihen (10 Jahre) |
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US-Staatsanleihen (30 Jahre) |
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UK-Staatsanleihen (10 Jahre) |
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Italien (10 Jahre)1 |
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Spanien (10 Jahre)1 |
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Deutsche Bundesanleihen (2 Jahre) |
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Deutsche Bundesanleihen (10 Jahre) |
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Deutsche Bundesanleihen (30 Jahre) |
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Japanische Staatsanleihen (2 Jahre) |
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Japanische Staatsanleihen (10 Jahre) |
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Unternehmensanleihen |
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US-Investment-Grade-Anleihen |
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US-Hochzinsanleihen |
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EUR-Investment-Grade-Anleihen1 |
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EUR-Hochzinsanleihen1 |
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Asien-Unternehmensanleihen |
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Schwellenländer-Unternehmensanleihen |
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Besicherte und spezielle Bonds |
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Covered bonds1 |
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US-Kommunalanleihen |
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US-Mortgage-Backed-Securities |
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Währungen |
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EUR vs. USD |
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USD vs. JPY |
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EUR vs. GBP |
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GBP vs. USD |
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USD vs. CNY |
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Schwellenländer |
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Schwellenländer-Staatsanleihen |
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Alternative Anlagen*
1 bis 3 Monate |
bis Dezember 2018 |
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Infrastruktur |
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Rohstoffe |
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Immobilien (gelistet) |
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Immobilien (nicht gelistet) APAC |
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Immobilien (nicht gelistet) Europa |
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Immobilien (nicht gelistet) USA |
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Hedgefonds |
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Private Equity2 |
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Erklärungen zu unserer taktischen und strategischen Sicht
Taktische Sicht:
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Hier steht bei Anleihen die Kursentwicklung und nicht die Rendite im Vordergrund.
Strategische Sicht:
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Bei Staatsanleihen steht hier die Rendite und nicht die Kursentwicklung im Vordergrund.
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Die Pfeile beziehen sich bei Unternehmensanleihen und besicherten und speziellen Bonds (inklusive Pfandbriefen) auf den jeweiligen optionsadjustierten Spread.
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Bei nicht in Euro denominierten Anleihen handelt es sich um den Zinsaufschlag (Spread) zu US-Staatsanleihen. Bei in Euro denominierten Anleihen handelt es sich um den Spread zu Bundesanleihen.
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Bei Schwellenländer-Staatsanleihen handelt es sich um den Spread zu US-Staatsanleihen.
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Die Entwicklung des Spread sowie die Zinsentwicklung beeinflussen den Anleihewert. Investoren, die rein von der Entwicklung des Spread profitieren wollen, sollten sich gegen das Zinsänderungsrisiko absichern.
Legende
Die taktische Sicht (1 bis 3 Monate)
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Positiver Ausblick
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Neutraler Ausblick
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Negativer Ausblick
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Ein umkreistes Ampellicht indiziert, dass diese Einschätzung nachfolgend kommentiert ist.
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Die Entwicklung der Ampelsignale ist in den kleinen Graphiken abgebildet.
Die strategische Sicht bis Dezember 2018
Aktienindizes, Wechselkurse und alternative Anlagen:
Der Steigungswinkel signalisiert, ob wir bei einem Aktienindex oder einem Wechselkurs eine Aufwärtsentwicklung, eine Seitwärtsentwicklung oder eine Abwärtsentwicklung erwarten.
Die Farbe der Pfeile signalisiert das Ertragspotenzial für Long-Only-Investoren.
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Positives Ertragspotenzial
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Die Gewinnchancen, aber auch das Verlustrisiko sind eher begrenzt
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Negatives Ertragspotenzial
Anleihen:
Bei Staatsanleihen signalisiert der Pfeil die Erwartung eines Aufwärtstrends, Seitwärtstrends, Abwärtstrends. Bei Unternehmensanleihen, besicherten und speziellen Bonds sowie Schwellenländer-Anleihen beziehen sich die Pfeile auf einen optionsadjustierten Spread zu US-Staatsanleihen: steigender Spread, Seitwärtsbewegung, fallender Spread.
Die Farbe der Pfeile signalisiert die Kurschancen für Long-Only-Investoren
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Positives Ertragspotenzial
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Die Gewinnchancen, aber auch das Verlustrisiko sind eher begrenzt
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Negatives Ertragspotenzial
Fußnoten:
* Stand: 28.02.2018
1 Spread bezogen auf deutsche Bundesanleihen in Basispunkten
2 Diese Investment-Ampel-Indikatoren sind nur für existierende Private-Equity-Portfolios relevant