Renten
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Schwellenländer im Fokus
Die meisten Rentenmärkte stecken die Zeitlupen-Zinswende bisher gut weg. Schwellenländer profitieren von Strukturreformen.
In den vergangenen drei Monaten hat sich im Anleihenuniversum wenig getan. Ein Trend besteht jedoch nach wie vor: Während die Konjunkturdaten positiv überraschten, scheut sich die Inflation, den Erwartungen zu folgen. Die Zinsen dürften ihren Zeitlupen-Anstieg bei einer allmählich weniger expansiven Geldpolitik fortsetzen. In den USA rechnen wir in den kommenden zwölf Monaten mit zwei Zinsschritten und einer Verschlankung der Notenbank-Bilanz. Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte ihr Wertpapierkaufprogramm ab Anfang 2018 zurückfahren. Die Bank of England (BoE) könnte die Zinsen bis zum Jahresende einmal erhöhen. Ob 2018 weitere Zinsschritte folgen? Wir haben da unsere Zweifel.
Vor diesem Hintergrund verspüren wir wenig Appetit auf ultralange Staatsanleihen der Industrieländer. Dank der unverändert hohen Nachfrage und solider Wirtschaftsdaten sehen wir in der Region dagegen weiterhin Chancen bei Investment-Grade- und Hochzinsunternehmensanleihen. Letztere tragen gemeinsam mit den guten finanziellen Rahmenbedingungen dazu bei, die Ausfallquoten im Hochzinssektor historisch niedrig zu halten. Beunruhigt sind wir allerdings über die Preissetzung neuer Emissionen sowie die zunehmend laxen Kreditvereinbarungen in diesem Segment. Die sorgfältige Titelauswahl bleibt entscheidend.
Schwellenländer auf Kurs
Auch Staatsanleihen der Schwellenländer (EM) überzeugen weiterhin. Seit der asiatischen Finanzkrise Ende der 1990er Jahre schreiten die Reformen voran. Mehrere asiatische und lateinamerikanische Länder verfolgen eine Politik fiskalischer Disziplin, freier Wechselkurse und Strukturreformen, um wirtschaftliche oder externe Schocks besser abzufangen. Viele von ihnen weisen jetzt ein positives Wirtschaftswachstum ohne hohe Inflation auf. Das lässt den Zentralbanken geldpolitischen Spielraum. Anleihen eignen sich im besonderen Maße, um von dieser Entwicklung zu profitieren. Bei Staatsanleihen ist das Länderuniversum zum Beispiel wesentlich vielfältiger als bei Unternehmensanleihen oder Aktien. Die Benchmark[1] umfasst 65 Länder mit Hartwährungsanleihen. Investoren können so über Ratings, Regionen, Wirtschaftsmodelle und Rohstoffabhängigkeit diversifizieren. Viele Risiken, die Investoren bei Schwellenländern sehen, sind länderspezifisch. Viele Hartwährungsstaatsanleihen sind außerdem nicht allzu liquide. Deshalb ist die Wahl der richtigen Region, Laufzeit und Währung bei gleichzeitiger Berücksichtigung der Liquidität ausschlaggebend. Aktives Management ist unverzichtbar.
In der Vergangenheit profitierten die Schwellenländer von der lockeren Geldpolitik, die eine Jagd nach Rendite in allen Risikoanlagen ausgelöst hat. In Zukunft könnte möglicherweise durch eine straffere Geldpolitik in den Industrieländern Ungemach drohen. Während des "Taper Tantrum" 2013 kamen die Schwellenländer angesichts der bloßen Erwartung, dass die Fed ihr Anleihekaufprogramm kürzen könnte, heftig unter die Räder. Danach dauerte es eine Weile, bis sich die Anleihen wieder erholt hatten.
Diese Tatsache scheint Investoren derzeit jedoch kaum zu beunruhigen. Im Juni platzierte Argentinien eine 100-jährige Anleihe. Aufgrund seiner vielen Zahlungsausfälle, zuletzt 2014, scheint dies auf eine leicht überhitze Lage hinzuweisen. Diese könnte paradoxerweise auch dadurch befeuert werden, dass die letzte wirkliche EM-Krise schon eine Weile her ist und Investoren daher das historisch höhere Risiko dieser Region ausblenden. Insbesondere, wenn sie bei den wenigen größeren Ausfällen, die es in den vergangenen Jahren bei börsengehandelten EM-Staatsanleihen gab, so glimpflich davonkommen: Die Halter der 2015 restrukturierten ukrainischen Anleihen mussten nur einen Abschlag von 20 Prozent hinnehmen.
Vorerst sollte es wenig Grund zur Sorge geben. Die aktuelle Stabilisierung der Rohstoffpreise, solide globale Wachstumsraten und ein geschwächter Dollar verhalfen Ländern wie Brasilien und Russland zu einem unerwartet schnellen Aufschwung. Auch Chinas Konjunkturdaten stimmen optimistisch. Wir favorisieren Schwellenländeranleihen mit längeren Laufzeiten, in Landeswährung und im höheren Renditebereich.
Die aggregierten Bilanzen der großen Zentralbanken
Eins geht noch. 2018 dürfte das letzte Jahr mit – wenn auch nur leicht – expandierenden Zentralbankbilanzen sein.

Quellen: Bloomberg Finance L.P., Deutsche Asset Management Investment GmbH; Stand: 04.10.2017
Beeindruckende Entwicklung der EM-Anleihen
Ob im Vergleich zu EM-Aktien, US-Aktien oder US-Hochzinsanleihen, EM-Staatsanleihen haben sich in den letzten 20 Jahren am besten entwickelt.

Quelle: Bloomberg Finance L.P.; Stand: 04.10.2017 * JPM EMBI Global Composite Index ** MSCI Emerging Markets Index *** BofA Merrill Lynch US High Yield Index **** S&P 500
Währungen
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Noch ist der Dollar nicht verloren
Finanzmärkte leben von Erwartungen. Warum aktuell einiges für ein Comeback des Dollars spricht.
Höhen und Tiefen prägen das Jahr 2017. Es begann gut für den Greenback. Drei Jahre lang hatten die Anleger auf einen vor allem gegenüber dem Euro stärkeren Dollar gesetzt. Dass sich dieser Trend nach den US-Wahlen noch verstärkte, zeigt der Saldo der spekulativen Terminkontrakte auf den Dollar. Seitdem mussten die Märkte einen schwachen Start der US-Wirtschaft Anfang 2017 verdauen, während Europa positiv überraschte. Mit dem Einzug von Emmanuel Macron in den Elysée-Palast mussten Investoren die Wetten auf einen stärkeren Dollar zurückfahren und lösten so seine Talfahrt aus.
Derzeit setzt der Markt auf einen stärkeren Euro – und könnte wieder falsch liegen. Viele hoffen, dass jetzt der große Schritt zu einer „Fiskalunion“ erfolgt. Wir sind skeptisch. Europäische Institutionen funktionieren einfach anders. Bei 19 Mitgliedsstaaten der Eurozone gibt es immer irgendwo negative politische Überraschungen, wie die Unabhängigkeitsbestrebungen Kataloniens oder die Wahlen in Italien im nächsten Jahr. Und niemand weiß, wie der Ausstieg der Europäischen Zentralbank (EZB) aus dem Anleihekaufprogramm verlaufen wird. Dagegen stehen die Chancen wohl gar nicht so schlecht, dass in den Vereinigten Staaten die Steuern in einigen Bereichen tatsächlich gekürzt werden. Aufgrund der gedämpften Markterwartungen sollte sich jeder Fortschritt im Kongress kurzfristig positiv auf den Dollar auswirken, unabhängig vom endgültigen Ergebnis. Zudem lässt der steigende Zinsabstand zwischen US- und europäischen Anleihen ein Anzählen des Dollars verfrüht erscheinen.
Stärkerer Euro im Fokus
Der Saldo der spekulativen Terminkontrakte auf den Dollar zeigt, dass der Euro in der Gunst der Investoren den höchsten Stand seit Jahren erreicht hat.

Quelle: Bloomberg Finance L.P.; Stand: 02.10.2017