Kinder, die heute noch den alten Brauch pflegen, ihre Schuhe am Abend des fünften Dezembers vor die Tür zu stellen, tun dies meist in der Gewissheit, vom Heiligen Nikolaus gnädig beschenkt zu werden, ohne dabei die strafende Hand von Knecht Ruprecht fürchten zu müssen. Die meisten Anleger dürften mit einem ähnlichen Gefühl die vergangenen Wochen durchstanden haben. Insbesondere die Inhaber von US-Aktien wurden im November reichlich beschenkt, sogar mit einem neuen Rekord: 13 Monate in Folge konnte der S&P 500 nun eine positive Rendite erzielen. (Dabei half ihm sicherlich auch wieder ein im November recht schwacher Dollar.) Der bisherige Rekord, zwölf Monate, wurde jeweils 1936 und 1950 erzielt. Aufgrund des hohen Gewichts von US-Aktien im MSCI World(stolze 59 Prozent sind es mittlerweile wieder), konnte auch dieser Index einen solchen Längenrekord aufstellen. Auf europäischen und lateinamerikanischen Märkten, wie auch bei einigen Rohstoffen, schaute jedoch Knecht Ruprecht vorbei und drückte diese Märkte im November ins Minus. Auch der chinesische Aktienmarkt (Shanghai A-Aktien) musste Federn lassen. Hier wurden die Anleger vor allem von dem plötzlichen Tageskursverlust von 2,3 Prozent am 23. November überrascht. Auch die US-Anleger kamen nicht ganz ohne Schrecken davon, als der Nasdaq Composite Index eine knappe Woche später ebenso abrupt um 1,7 Prozent einbrach. Doch bei einer Rendite von über 30 Prozent seit Jahresanfang dürfte der Schock überschaubar gewesen sein. Überhaupt sieht es per Ende November für die meisten Anlageklassen gut aus, nach negativen Renditen muss man kurz vor Jahresultimo schon lange suchen, man findet sie vorwiegend bei einigen Rohstoffen. Trotz zahlreicher politischer Baustellen tragen die insgesamt weiter sehr positiven Wirtschaftszahlen damit weiter die Märkte.
Ausblick und Änderungen
Da professionelle Anleger im Dezember, der ohnehin weniger Handelstage hat, ihre Bücher langsam schließen wollen, sind die Handelsvolumina im Weihnachtsmonat traditionell geringer als im Jahresschnitt. Das kann an einzelnen Tagen schon mal die Volatilitätin die Höhe treiben. Dieses Jahr hat dabei vor allen der Fortgang der US-Steuerreform das Zeug dazu, den Märkten Impulse in beide Richtungen zu geben. Auch die Brexit-Verhandlungen hatten zuletzt immer wieder das britische Pfund und britische Anleihen bewegt und könnten dies auch im Dezember tun, während wir von der Regierungsfindung in Deutschland kaum Auswirkungen auf die Märkte erwarten. Aus taktischer Sicht haben wir gegenüber dem Vormonat nur wenige Änderungen vorgenommen. Bei Aktien hatten wir bereits Anfang November Deutschland auf Neutral runtergenommen. Trotz sehr starker Ifo-Zahlen wurden die Gewinnschätzungen bisher erst zögerlich hochgenommen. Zudem belastet der stärkere Euro wieder die deutschen Exporteure. Bei Renten waren unsere wichtigsten Änderungen im Laufe des November die Runterstufung 10- und 30-jähriger US-Staatsanleihen von Neutral auf Negativ. Wir gehen jedoch nur von geringen Renditeerhöhungen aus. Der Markt rechnet nun ziemlich sicher mit der Verabschiedung der Steuerreform. Allerdings denken wir, dass die Auswirkungen auf Wirtschaft und Unternehmensgewinne geringer ausfallen werden, als zunächst von vielen gedacht. In Großbritannien hingegen gehen wir bei 10-jährigen Staatsanleihen wieder von Negativ auf Neutral zurück. Hier halten sich derzeit die wirtschaftlichen und die Brexit-Nachrichten die Waage. Wir erwarten über die kommenden Wochen eine enge Handelsspanne, solange es keine eindeutigen Signale aus den Brexit-Verhandlungen gibt. Auch bei Anleihen aus Asien (ex Japan) gehen wir taktisch (von Positiv) auf Neutral, da wir befürchten, dass die rege Emissionstätigkeit auf die Preise drücken könnte.
Kurz vor Jahresende wollen wir aber noch einen Blick auf unsere kürzlich veröffentlichten strategischen Prognosen für das Gesamtjahr 2018 werfen. Auch 2018 werden die Zentralbanken wohl wichtige Markttreiber bleiben und ihren Stimulus nur langsam zurückführen. Für die US-Fedwird mit einer Fortsetzung des Zinserhöhungszyklus gerechnet. Nach einem Zinsschritt noch im Dezember erwarten wir zwei weitere 2018. Für die EZB wird ein Ende der Anleihekäufe 2018 erwartet, eine erste Zinserhöhung dürfte damit frühestens 2019 erfolgen.
Für US- wie für deutsche Staatsanleihen rechnen wir weiter mit moderat steigenden Renditen. Das gemäßigte Inflationsumfeld sowie die per Saldo nach wie vor expansive Geldpolitik sollten den Aufwärtsdruck der Renditen begrenzen. Bei Anleihen der europäischen Peripherie erwarten wir eine leichte Spreadausweitung. Für Unternehmensanleihen hingegen rechnen wir mit etwas niedrigeren Risikoprämien. Dieses Marktsegment wird durch eine robuste Konjunktur, niedrige Ausfallraten, reichlich Liquidität sowie im Falle europäischer Anleihen noch durch EZB-Käufe gestützt. Schwellenländeranleihen bewerten wir ebenfalls positiv, getragen durch starke Fundamentaldaten sowie anziehende Rohstoffpreise. Als größtes Risiko für die Rentenmärkte sehen wir eine Überraschung bei der Inflationsentwicklung.
Bei Euro/Dollar erwarten wir eine Handelsspanne von 1.05 bis 1.25 Dollar je Euro im Jahresverlauf. Zum Jahresende rechnen wir mit einem leicht stärkeren Dollar, bei 1,15 Dollar je Euro.
Die Bewertung der globalen Aktienmärkte ist mittlerweile als historisch hoch zu beurteilen. Aktuell unterstützen jedoch steigende Unternehmensgewinne den Markt. Die Gewinnprognosen für 2017 wurden übertroffen, für 2018 rechnen wir mit einer leicht schwächeren Gewinndynamik. Deswegen sollten die Aktienmärkte aus den Industrieländern noch ein mittleres bis höheres einstelliges Wertentwicklungspotential aufweisen, die Schwellenländer etwas darüber. Bei den Regionen präferieren wir die Schwellenländer, Japan sowie Europa. Taktisch behalten wir eine zyklische Sektorallokation bei, mit Übergewichtungen in Finanzwerten und Technologie, sowie Untergewichtungen in den rentennahen Sektoren.
Das Kurspotential von Gold dürfte angesichts einer guten Konjunktur und steigender Renditen begrenzt sein. Bei einem Ölpreis (WTI) von 55 Dollar je Fass sehen wir Angebot und Nachfrage gut widergespiegelt, doch rechnen wir weiter mit Schwankungen um diese Marke herum.
Aktien*
1 bis 3 Monate |
bis Dezember 2018 |
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Regionen |
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USA |
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Europa |
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Eurozone |
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Deutschland |
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Schweiz |
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Vereinigtes Königreich (UK) |
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Schwellenländer |
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Asien ex Japan |
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Japan |
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Lateinamerika |
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Sektoren |
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Basiskonsumgüter |
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Gesundheit |
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Telekommunikation |
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Versorger |
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Zyklische Konsumgüter |
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Energie |
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Finanzwerte |
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Industrie |
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Informationstechnologie |
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Grundstoffe |
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Immobilien |
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Anlagestil |
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Nebenwerte |
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Anleihen*
1 bis 3 Monate |
bis Dezember 2018 |
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Staatsanleihen |
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US-Staatsanleihen (2 Jahre) |
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US-Staatsanleihen (10 Jahre) |
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US-Staatsanleihen (30 Jahre) |
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UK-Staatsanleihen (10 Jahre) |
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Italien (10 Jahre)1 |
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Spanien (10 Jahre)1 |
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Deutsche Bundesanleihen (2 Jahre) |
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Deutsche Bundesanleihen (10 Jahre) |
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Deutsche Bundesanleihen (30 Jahre) |
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Japanische Staatsanleihen (2 Jahre) |
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Japanische Staatsanleihen (10 Jahre) |
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Unternehmensanleihen |
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US-Investment-Grade-Anleihen |
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US-Hochzinsanleihen |
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EUR-Investment-Grade-Anleihen1 |
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EUR-Hochzinsanleihen1 |
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Asien-Unternehmensanleihen |
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Schwellenländer-Unternehmensanleihen |
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Besicherte und spezielle Bonds |
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Covered bonds1 |
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US-Kommunalanleihen |
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US-Mortgage-Backed-Securities |
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Währungen |
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EUR vs. USD |
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USD vs. JPY |
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EUR vs. GBP |
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GBP vs. USD |
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USD vs. CNY |
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Schwellenländer |
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Schwellenländer-Staatsanleihen |
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Alternative Anlagen*
1 bis 3 Monate |
bis Dezember 2018 |
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Infrastruktur |
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Rohstoffe |
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Immobilien (gelistet) |
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Immobilien (nicht gelistet) APAC |
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Immobilien (nicht gelistet) Europa |
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Immobilien (nicht gelistet) USA |
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Hedgefonds |
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Private Equity2 |
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Erklärungen zu unserer taktischen und strategischen Sicht
Taktische Sicht:
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Hier steht bei Anleihen die Kursentwicklung und nicht die Rendite im Vordergrund.
Strategische Sicht:
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Bei Staatsanleihen steht hier die Rendite und nicht die Kursentwicklung im Vordergrund.
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Die Pfeile beziehen sich bei Unternehmensanleihen und besicherten und speziellen Bonds (inklusive Pfandbriefen) auf den jeweiligen optionsadjustierten Spread.
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Bei nicht in Euro denominierten Anleihen handelt es sich um den Zinsaufschlag (Spread) zu US-Treasuries. Bei in Euro denominierten Anleihen handelt es sich um den Spread zu Bundesanleihen.
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Bei Schwellenländer-Staatsanleihen handelt es sich um den Spread zu US-Treasuries.
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Die Entwicklung des Spread sowie die Zinsentwicklung beeinflussen den Anleihewert. Investoren, die rein von der Entwicklung des Spread profitieren wollen, müssen sich gegen das Zinsänderungsrisiko absichern.
Legende
Die taktische Sicht (1 bis 3 Monate)
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Positiver Ausblick
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Neutraler Ausblick
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Negativer Ausblick
Die strategische Sicht bis Dezember 2018
Aktienindizes, Wechselkurse und alternative Anlagen:
Der Steigungswinkel signalisiert, ob wir bei einem Aktienindex oder einem Wechselkurs eine Aufwärtsentwicklung, eine Seitwärtsentwicklung oder eine Abwärtsentwicklung erwarten.
Die Farbe der Pfeile signalisiert das Ertragspotenzial für Long-Only-Investoren.
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Positives Ertragspotenzial
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Die Gewinnchancen, aber auch das Verlustrisiko sind eher begrenzt
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Negatives Ertragspotenzial
Anleihen:
Bei Staatsanleihen signalisiert der Pfeil die Erwartung eines Aufwärtstrends, Seitwärtstrends, Abwärtstrends. Bei Unternehmensanleihen, besicherten und speziellen Bonds sowie Schwellenländer-Anleihen beziehen sich die Pfeile auf einen optionsadjustierten Spread zu US-Staatsanleihen: steigender Spread, Seitwärtsbewegung, fallender Spread.
Die Farbe der Pfeile signalisiert die Kurschancen für Long-Only-Investoren
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Positives Ertragspotenzial
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Die Gewinnchancen, aber auch das Verlustrisiko sind eher begrenzt
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Negatives Ertragspotenzial
Fußnoten:
* Stand: 30.11.2017
1 Spread bezogen auf deutsche Bundesanleihen in Basispunkten
2 Diese Investment-Ampel-Indikatoren sind nur für existierende Private-Equity-Portfolios relevant