"So könnt's weitergehen", werden die meisten Anleger beim Rückblick auf das Jahr 2017 und dem Ausblick auf das laufende Jahr denken. Qualitativ würde sich dieser Wunsch auf Basis unserer 2108er Prognosen weitestgehend erfüllen, doch quantitativ dürfte das laufende Jahr die Investoren nicht erneut so verwöhnen. Dafür war 2017 erstens zu stark und dafür fehlt es zweitens 2018 an einigen Treibern, die 2017 noch die Märkte beflügelten. In Europa war das der Wahlsieg von Emmanuel Macron und in den USA die dann doch noch geglückte Steuerreform. Wie glücklich die US-Firmen und die unteren und mittleren Einkommensschichten mit dieser sehr hastig zusammengestrickten Reform sein werden, wird sich allerdings erst noch zeigen müssen. In Asien wiederum überraschten sowohl China als auch Japan mit guten Wirtschafts-, beziehungsweise Unternehmenszahlen. In einem gegenüber 2017 sogar noch dynamischerem wirtschaftlichen Umfeld weltweit sehen wir letztlich auch die Grundlage für ein gutes Anlagejahr 2018. Auch wenn einige 2017er-Wertentwicklungen nicht mehr erreicht werden dürften, insbesondere auf der Aktienseite.
So vollendete der MSCI AC World (also Industrie- und Schwellenländer) 2017 mit einer Gesamtrendite von 24,6 Prozent das beste Jahr seit 2009. Allerdings nur, wenn man ihn in US-Dollar betrachtet. In lokaler Währung legten die Weltbörsen "nur" um 23,1 Prozent zu und lagen damit unter den 2013 erreichten 28,1 Prozent. Aus europäischer Perspektive lag das Plus 2017 bei 11,5 Prozent. Womit wir bei einem weiteren wichtigen Trend des vergangenen Jahres wären: der Dollarschwäche. Gegenüber dem handelsgewichteten Währungskorb hat er fast zehn Prozent, und gegenüber dem Euro sogar 14 Prozent an Wert verloren. Entsprechend relativiert sich das starke Abschneiden des S&P 500. Er kam 2017 auf ein Plus von 21,8 Prozent, in Euro gerechnet waren es jedoch nur sieben Prozent. Der Dax hingegen brachte es auf 12,8 Prozent. Eine zweistellige Rendite, in Euro gerechnet, konnte man ebenfalls mit dem Euro Stoxx 50 und dem Stoxx 600 erwirtschaften, während man mit dem Schweizer SMI, dem britische FTSE 100 und auch dem MSCI Japan einstellig blieb. Mit Schwellenländern (MSCI EM) hingegen lag man ganze 21 Prozent vorne. Getrieben wurde dies vor allem von asiatischen Technologiefirmen.
Was zeichnete 2017 sonst noch aus? Eine wieder einmal niedrige Volatilität, die in einigen Märkten historische Tiefststände erreichte. Ein sich ab Jahresmitte stark erholender Ölpreis und ein bereits seit Jahresanfang steigender Goldpreis. Die These, dass sich beim Edelmetall, trotz aller guten Wirtschaftsdaten, eine gewisse Skepsis der Anleger ausdrückt, könnte man durch die wohl erstaunlichste Wertsteigerung einer noch ganz jungen Anlageklasse bestätigt sehen: die der Kryptowährungen. Bitcoins haben sich 2017 fast verzwanzigfacht und der Rivale Ethereum hat sich sogar fast verhundertfacht. Warum wir dennoch von einer Investition in diese sogenannten Währungen absehen würden, ist in unserer kürzlich erschienenen Studie "Bitte kein Bit-Coin, er ist unberechenbar" nachzulesen. Zuletzt noch ein Blick auf die Rentenmärkte, in denen die Renditen (in lokaler Währung) überwiegend im einstelligen Bereich blieben. Allerdings nur, wenn man auf Bundesanleihen verzichten konnte. Mit deutschen Staatsanleihen aller Laufzeiten hat man 2017 Geld verloren. Dies tat man allerdings auch mit amerikanischen, britischen und japanischen Staatsanleihen, in Euro gerechnet. Schwellenländeranleihen in Dollar hingegen glänzten mit zweistelligen Renditen.
Ausblick und Änderungen
Während wir die niedrige Volatilität als solche nicht als Vorbote einer Aktienbaisse sehen, birgt sie dennoch ein gewisses Risiko. Denn zusammen mit den zuletzt erzielten hohen Renditen führt dies einerseits bei vielen Marktteilnehmern zu selbstverstärkenden positiven Rückkopplungen. Es steigert also die Risikofreude und senkt die Bereitschaft, Risikoabschläge vorzunehmen. Gleichzeitig bewirkt sie, dass einige institutionelle Multi-Asset-Fonds, insbesondere jene, die ein gleichbleibendes Risikoniveau anstreben, in diesem Umfeld ihre Aktienquote hochtreiben. Nach dem starken Jahr 2017 und der rekordniedrigen Volatilität tummeln sich daher relativ viele Anleger in riskanteren Anlageklassen wie Aktien oder Unternehmensanleihen. Auch wenn wir vom wirtschaftlichen Umfeld weiter Unterstützung für die Märkte erwarten, könnte die risikofreudige Positionierung der Anleger dazu führen, dass sich ein kleiner Marktrücksetzer zu einer größeren Korrektur auswächst, auch wenn diese nur von kurzer Natur ist. Gerade wenn dies zu Jahresanfang passiert, könnte das die Marktstimmung für den Rest des Jahres stark mitbeeinflussen.
Doch, wie bereits in unserem Bericht vom vergangenen Monat ausgeführt, gehen wir für das Gesamtjahr 2018 von positiven Renditen in fast allen Vermögensklassen aus. Umstufungen haben wir zuletzt wenige vorgenommen. Noch im Dezember haben wir US-Nebenwerte auf Neutral hochgenommen, da wir davon ausgehen, dass sie am meisten von der Steuerreform profitieren könnten. Zum Jahresanfang haben wir zudem sowohl 2-jährige US-, als auch 10-jährige britische Staatsanleihen auf negativ runtergenommen. Erstere, da gutes Wirtschaftsmomentum auf hohe Emissionstätigkeit im Januar stößt und letztere, da wir weiter mit Inflationsdruck in Großbritannien rechnen. Beim Dax wiederum sehen wir die kurzfristigen Aussichten wieder positiver, nachdem er zuvor in wenigen Wochen rund fünf Prozent von der Spitze abgegeben hat.
Aktien*
1 bis 3 Monate |
bis Dezember 2018 |
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Regionen |
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USA |
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Europa |
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Eurozone |
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Deutschland |
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Schweiz |
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Vereinigtes Königreich (UK) |
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Schwellenländer |
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Asien ex Japan |
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Japan |
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Lateinamerika |
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Sektoren |
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Basiskonsumgüter |
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Gesundheit |
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Telekommunikation |
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Versorger |
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Zyklische Konsumgüter |
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Energie |
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Finanzwerte |
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Industrie |
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Informationstechnologie |
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Grundstoffe |
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Immobilien |
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Anlagestil |
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Nebenwerte |
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Anleihen**
1 bis 3 Monate |
bis Dezember 2018 |
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Staatsanleihen |
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US-Staatsanleihen (2 Jahre) |
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US-Staatsanleihen (10 Jahre) |
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US-Staatsanleihen (30 Jahre) |
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UK-Staatsanleihen (10 Jahre) |
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Italien (10 Jahre)1 |
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Spanien (10 Jahre)1 |
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Deutsche Bundesanleihen (2 Jahre) |
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Deutsche Bundesanleihen (10 Jahre) |
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Deutsche Bundesanleihen (30 Jahre) |
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Japanische Staatsanleihen (2 Jahre) |
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Japanische Staatsanleihen (10 Jahre) |
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Unternehmensanleihen |
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US-Investment-Grade-Anleihen |
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US-Hochzinsanleihen |
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Euro Investment Grade1 |
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Euro-Hochzinsanleihen1 |
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Asien-Unternehmensanleihen |
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Schwellenländer-Unternehmensanleihen |
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Besicherte und spezielle Bonds |
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Covered Bonds1 |
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US-Kommunalanleihen |
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US-Mortgage-Backed-Securities |
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Währungen |
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EUR vs. USD |
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USD vs. JPY |
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EUR vs. GBP |
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GBP vs. USD |
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USD vs. CNY |
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Schwellenländer |
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Schwellenländer-Staatsanleihen |
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Alternative Anlagen*
1 bis 3 Monate |
bis Dezember 2018 |
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Infrastruktur |
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Rohstoffe |
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Immobilien (gelistet) |
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Immobilien (nicht gelistet) APAC |
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Immobilien (nicht gelistet) Europa |
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Immobilien (nicht gelistet) USA |
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Hedgefonds |
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Private Equity2 |
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Erklärungen zu unserer taktischen und strategischen Sicht
Taktische Sicht:
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Hier steht bei Anleihen die Kursentwicklung und nicht die Rendite im Vordergrund.
Strategische Sicht:
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Bei Staatsanleihen steht hier die Rendite und nicht die Kursentwicklung im Vordergrund.
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Die Pfeile beziehen sich bei Unternehmensanleihen und besicherten und speziellen Bonds (inklusive Pfandbriefen) auf den jeweiligen optionsadjustierten Spread.
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Bei nicht in Euro denominierten Anleihen handelt es sich um den Zinsaufschlag (Spread) zu US-Treasuries. Bei in Euro denominierten Anleihen handelt es sich um den Spread zu Bundesanleihen.
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Bei Schwellenländer-Staatsanleihen handelt es sich um den Spread zu US-Treasuries.
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Die Entwicklung des Spread sowie die Zinsentwicklung beeinflussen den Anleihewert. Investoren, die rein von der Entwicklung des Spread profitieren wollen, müssen sich gegen das Zinsänderungsrisiko absichern.
Legende
Die taktische Sicht (1 bis 3 Monate)
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Positiver Ausblick
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Neutraler Ausblick
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Negativer Ausblick
Die strategische Sicht bis Dezember 2018
Aktienindizes, Wechselkurse und alternative Anlagen:
Der Steigungswinkel signalisiert, ob wir bei einem Aktienindex oder einem Wechselkurs eine Aufwärtsentwicklung, eine Seitwärtsentwicklung oder eine Abwärtsentwicklung erwarten.
Die Farbe der Pfeile signalisiert das Ertragspotenzial für Long-Only-Investoren.
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Positives Ertragspotenzial
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Die Gewinnchancen, aber auch das Verlustrisiko sind eher begrenzt
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Negatives Ertragspotenzial
Anleihen:
Bei Staatsanleihen signalisiert der Pfeil die Erwartung eines Aufwärtstrends, Seitwärtstrends, Abwärtstrends. Bei Unternehmensanleihen, besicherten und speziellen Bonds sowie Schwellenländer-Anleihen beziehen sich die Pfeile auf einen optionsadjustierten Spread zu US-Staatsanleihen: steigender Spread, Seitwärtsbewegung, fallender Spread.
Die Farbe der Pfeile signalisiert die Kurschancen für Long-Only-Investoren
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Positives Ertragspotenzial
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Die Gewinnchancen, aber auch das Verlustrisiko sind eher begrenzt
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Negatives Ertragspotenzial
Fußnoten:
*Stand: 29.12.2017
**Stand: 03.01.2018
1 Spread bezogen auf deutsche Bundesanleihen in Basispunkten
2 Diese Investment-Ampel-Indikatoren sind nur für existierende Private-Equity-Portfolios relevant