Es sieht gut aus. Wir bestätigen unsere Wachstumsprognosen für die Weltwirtschaft, wir fürchten weder (nachhaltigen)Inflations- noch Zinsschub, und einige Aktienbörsen handeln trotz jüngster Korrektur nah ihren Rekordständen. Dennoch gehen unsere Fondsmanager ungewöhnlich vorsichtig in die Sommerpause. Wie passt das zusammen?
Es hängt wie so oft davon ab, wie man die unsicheren Faktoren bewertet und gewichtet. An einige sichere Treiber kann man schnell einen Haken machen: Gute Wirtschafts- und Unternehmensdaten in weiten Teilen der Welt. Andauernde akkomodierendeZinspolitik. Keine Deflationssorgen. Doch dann sind da die unsicheren Faktoren: Wie wirkt sich nach Jahren wachsender Zentralbankbilanzen deren Kürzung ab der zweiten Jahreshälfte aus? Wie lange dauert der Spätherbst dieses Konjunkturzyklus noch? Werden die Länder einen Abschwung im ähnlichen Gleichschritt vollziehen wie nun den Aufschwung? Welche Dynamik entfalten die europäischen Fliehkräfte noch? Oder überraschen Merkel-Macron noch mit einem konsensfähigen Vorstoß? Ein Unsicherheitsfaktor bleibt auch die US-Politik. Dabei kann man Präsident Trump nicht den Vorwurf machen, unberechenbar zu sein. Er zieht einfach sein schlichtes Wahlprogramm ungerührt durch. Allerdings bremsen ihn Kongress und Gerichte dabei immer weniger. Die eigene Partei leistet ihm ohnehin keinen Widerstand mehr. Wir dürften nicht die einzigen Marktteilnehmer sein, die sich das nach der Wahl noch anders erhofft hatten. Bisher hat die neue Administration regelmäßig Linien, welche zuvor für die US-Politik als gesetzt galten, überschritten. Sie scheut sich auch nicht, heimischen Sektoren und Firmen zu schaden. Auch deshalb könnten die US-Zwischenwahlen im Herbst noch für einigen Wirbel sorgen.
Wenn, und das bleibt unser Kernszenario, die Politik der Wirtschaft nicht nachhaltig zusetzt, befürchten wir kein abruptes Ende des Aufschwungs. Trotz großzügiger Zentralbanken sehen wir in der Breite keine Kapitalfehlallokationen in der Realwirtschaft wie in vergangenen Zyklen. Bei der Kapitalallokation von Vermögensverwaltern verlangt derzeit die europäische Politik eine stärkere Berücksichtigung von ESG-Faktoren (Environmental, Social and Governance). Wir begrüßen das, da Nachhaltigkeitskriterien schon lange ein wichtiger Bestandteil unseres Anlageprozesses sind.
Stefan Kreuzkamp, Chief Investment Officer