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- Investmentampeln
- Anleger gehen zügig über Marktturbulenzen vom Monatsanfang hinweg
- Fast alle Anlageklassen im August im Plus, auch wenn die KI-Euphorie leicht nachgibt.
- Wir glauben, dass die wirtschaftliche Abschwächung in den USA, die ausbleibende Wende in China und das fehlende Momentum in Deutschland zu erneuten Marktvolatilitäten führen können.
1 / Marktüberblick
1.1 Die “Schnelle Delle” zum Monatsanfang konnte die Märkte nur kurz schrecken
Anleger setzen auf Fed-Zinssenkung im September
Erneut schaffte es der Ferienmonat August, vielen Fonds- und Risikomanagern die Urlaubsfreude in wenigen Stunden zu verderben. Das Zusammenspiel von schwachen US-Arbeitsmarktdaten, einer Zinserhöhung der Bank of Japan und einer kurzfristigen Auflösung vieler Carry-Trade-Positionen[1] führte zu schweren Marktturbulenzen, wie allein folgende drei Kennzahlen zeigen: der japanische Topix fiel an einem einzigen Tag um mehr als zwölf Prozent, der US-Aktienmarktvolatilitätsindex Vix schnellte auf über 60 hoch (dem höchsten Stand seit Ausbruch der Covid-Pandemie) und am US-Anleihemarkt wurden kurzzeitig zwei Zinsschritte (à 0.25 Prozent) für das Septembertreffen eingepreist. Doch es bedurfte lediglich einiger warmer Worte des US- und des japanischen Notenbankpräsidenten und gnädiger US-Inflationszahlen, um den Spuk fast ebenso schnell zu beenden, wie er gekommen war. Am Ende des Monats und rechtzeitig zum US-Labor Day war die Urlaubsstimmung wieder hergestellt, und die meisten Anlageklassen beendeten den Monat im Plus. Und dass trotz enttäuschender makroökonomischer Zahlen aus China und Deutschland. Auch Japans exportorientiertes produzierendes Gewerbe leidet an dem nur schleppend in Gang kommenden Aufschwung im Gütersektor, doch immerhin konnte Japan im August das erste reale Lohnplus (für den Monat Juni) seit über zwei Jahren vermelden.[2]
1.2 Fast alle Anlageklassen im Plus
US-Zinskurve nähert sich Normalisierung an
Trotz des anfänglichen Schreckmoments schlossen globale Aktien den Monat im Plus (MSCI World +2,7 Prozent Gesamtrendite). Einziger Wermutstropfen in den USA war die Schwäche der großen Technologiewerte, die unter einer nachlassenden KI-Euphorie der Anleger litten. Als einer der wenigen großen Märkte schaffte es lediglich der japanische Markt nicht zurück ins positive Terrain, zumindest in lokaler Währung. Dank der starken Yen-Aufwertung schaffte es der MSCI Japan in Dollar gerechnet ins Plus. Ob in Dollar oder Yuan, für lokale chinesische Aktien ging es im August weiter bergab. Der CSI 300 fiel auf den niedrigsten Stand seit Februar, aufs Jahr gesehen liegt er über drei Prozent hinten, während es der MSCI China zwar seit Jahresanfang auf ein leichtes Plus von zwei Prozent bringt, damit aber auch zu den Schlusslichtern im globalen Vergleich zählt.
Im Anleihesegment sorgten die relativ schwachen Konjunktur- aber auch niedrigen Inflationsdaten dafür, dass die Renditen fielen, und die Kurse somit stiegen. Die 10-jährigen US-Treasury Renditen schafften es jedoch nicht, die charttechnische Unterstützungslinie von etwa 3,8 Prozent nachhaltig zu unterschreiten. Da die 2-jährigen Renditen stärker nachgaben, notierte die entsprechende Zinskurve zum Monatsende mit -1,1bps nur noch knapp unterhalb des positiven Bereichs, wo sie sich zuletzt Mitte 2022 befand. In Deutschland gab die 10-jährige Bundrendite weniger stark nach, am ersten Handelstag im September notierte sie sogar wieder über dem Schlusstand vom Juli. Deutliche Kurszuwächse gab es bei den Unternehmensanleihen auf beiden Seiten des Atlantiks, vor allem aber in den USA, wo sich Anleger entsprechend nervenstark zeigten.
Erwähnenswert im August war noch der weitere Siegeszug von Gold. Nicht nur überschritt das Edelmetall erstmals die 2500-Dollar-Marke je Unze, sondern wies mit einem Plus von 3,4 Prozent den Bitcoin in die Schranken, der um 8,5 Prozent nachgab.
2 / Ausblick und Änderungen
Da wir am 5ten September im Rahmen unseres CIO Days die neuen strategischen 12-Monatsziele für die verschiedenen Anlageklassen festlegen werden, werden wir in dieser Ausgabe nur kurz auf die im August vorgenommenen taktischen Veränderungen eingehen.
2.1 Anleihen
Die makroökonomischen Daten aus den USA ergeben ein gemischtes Bild. Keine klare Richtung, eher eine Seitwärtsbewegung bei vielen Indikatoren. Im Falle der Inflation mit leicht fallender, im Falle der Arbeitslosenquote mit leicht steigender Tendenz. Die Abschwächung, die sich schon länger in vielen Frühindikatoren feststellen ließ, ist in den BIP-Zahlen immer noch nicht zu sehen. In der zweiten Lesung wurde das Wachstum im zweiten Quartal sogar von 2,8 auf 3,0 Prozent (q/q, annualisiert) nach oben revidiert.
Staatsanleihen
Laut Terminmärkten preisen die Anleger mehr als eine Zinssenkung á 0,25 Prozent für Mitte September und insgesamt vier Zinsschritte bis Jahresende ein; wir sehen einen Zinsschritt weniger. Für die Eurozone rechnen die Märkte und wir mit einem Zinsschritt im September. Wir rechnen mit einem weiteren Schritt bis Jahresende, der Markt schwankt zwischen einem und zwei Schritten.
Unternehmensanleihen
Unternehmensanleihen vor allem aus dem Hochzinsbereich wurden von den Marktturbulenzen Anfang August auch erfasst, was sich in der Ausweitung der Risikoprämie (Spread) niederschlug. Im Falle Europas hielten wir das für übertrieben und stuften unsere Einschätzung daher von negativ auf neutral zum Höhepunkt der Marktnervosität. In den USA wiederum haben wir uns nach der recht zügigen Markterholung mit entsprechender Spread-Einengung gegen Ende August dazu entschieden, von neutral auf negativ zu wechseln, da der geringe Spread unseres Erachtens keinen Raum für negative Enttäuschungen enthält, was etwa mit Blick auf die steigenden Ausfallraten bei US-Konsumentenkrediten etwas sorglos erscheint.
Schwellenländer
Auch in den Schwellenländern führten die Marktturbulenzen zu sich ausweitenden Risikoprämien. Allerdings setzten diese auf einen bereits eindeutigeren Negativtrend der beiden Vormonate auf, so dass wir hier von positiv auf Neutral gesenkt haben.
Währungen
Im Fokus stand im August natürlich der japanische Yen. Nach der raschen Aufwertung von über 160 Yen pro Dollar auf rund 145 Yen pro Dollar halten wir die japanische Währung mittelfristig für fair bewertet. Kurzfristig könnte der Yen jedoch wieder etwas von seiner jüngsten Stärke abgeben. In Bezug auf EURUSD hatte die starke zwischenzeitliche Abwertung des Dollars gegenüber dem Euro unseres Erachtens nach auch technische Gründe. Wir rechnen mit einem erneuten Einpendeln bei Werten unter EURUSD 1,10. Beim US-Dollar versus chinesischen Yuan sind wir auf Neutral gegangen. Hier führten die Marktturbulenzen Anfang August zu einer vollständigen Trendumkehr, der Yuan beendete den Monat auf seinem stärksten Stand seit Mitte 2023.
2.2 Aktien
Während der Marktturbulenzen zahlte sich unser Schwenk auf eine etwas defensivere Aufstellung aus. Wir hatten den Kommunikationsdienstleistungssektor auf Neutral genommen, nachdem auch er uns als Zugang zum KI-Thema zu teuer geworden war. Stattdessen hatten wir im Juli den Gesundheitssektor hochgestuft, was sich seitdem bewährt hat. Ebenso hat sich der Schwenk in den Anlagestilen von „Qualität“ auf „Minimum Volatilität“ in den vergangenen Monaten bewährt. Nicht zuletzt, da hier der Anteil der großen US-Technologiefirmen deutlich geringer als im Qualitäts-Index ist. Denn während viele große Indizes, unter anderem der S&P 500 schon wieder über den Niveaus von vor dem Markteinbruch handeln, ist dies bei den Magnificent 7 nicht der Fall.
USA
Der Markteinbruch hat nicht nur gezeigt, dass man mit den langzeitigen Markttreibern, den Magnificent 7, in solchen Marktphasen besonders starke Nerven braucht. Überhaupt zeigte er die Nervosität der Anleger, die erlebt haben, wie die aktuellen Marktbewertungen wenig Spielraum für Enttäuschungen lassen. Trotz einer recht guten Bilanzsaison konnte der S&P 500 sein Hoch von Mitte Juli noch nicht wieder erreichen. Der breit erwartete Zinsentscheid der Fed Mitte September könnte für neue Impulse sorgen. Gleichzeitig könnte aber auch die steigende Nervosität im Vorfeld einer völlig offenen US-Wahl die Märkte im Zaum halten.
Europa
Auch Europas Aktien liegen wieder auf dem Niveau vor dem Markteinbruch. Die Quartalssaison verlief ebenfalls positiv, auch wenn es von der Makro-Seite nicht nur Positives gab. Der Konsum wird durch steigende Sparquoten etwas gebremst und das produzierende Gewerbe wartet noch auf eine richtige Aufschwungsdynamik. Allerdings ist der Bewertungsabschlag gegenüber den USA, insbesondere mit Blick auf einen nachlassende KI-Euphorie unseres Erachtens zu hoch.
Deutschland
Der Dax entwickelte sich im August sogar noch besser als der Europäische Markt, obwohl die Wirtschaftszahlen aus Deutschland besonders enttäuschten. Allerdings sehen wir positive Ergebnisrevisionen bei deutschen Firmen und weiteres Aufholpotential bei der Bewertung.
Schwellenländer
China bleibt das schwächste Glied in dieser Region. Allen Unterstützungsmaßnahmen (bzw. deren Ankündigungen) Pekings zum Trotz kennen Aktien nur eine Richtung. Besser läuft es zwar in Indien, auch wenn selbst hier die Börsen den Weltbörsen hinterherhinkten im August, dies allerdings nach zwei starken Vormonaten. Die gesamte Region bleibt weiterhin auf Neutral.
Japan
Auch wenn der Reflationsschwung in Japan weiter anhält und Jahre deflationärer Abwärtsspiralen beendet sind, hinkte der Markt im August den globalen Märkten leicht hinterher. Nicht zuletzt, weil auch Japans Exportindustrie weiter auf einen richtigen Aufschwung bei der Güternachfrage wartet.
2.3 Alternative Anlagen
Immobilien
Seit Jahresbeginn sind börsennotierte US-Immobilien um 0,13 % gefallen, während private Immobilien 2,81 % verloren haben, und in den letzten 12 Monaten (zum 30.6.24) sind börsennotierte US-Immobilien um 7,79 % gestiegen, während private Immobilien eine negative Gesamtrendite von 9,25 % verzeichneten. Wir haben oft darauf hingewiesen, dass die börsennotierten Immobilienmärkte dem privaten Markt um 9 bis 12 Monate voraus sein können, was bedeutet, dass die Werte auf dem privaten Markt zu steigen beginnen oder sich zumindest abflachen sollten, wofür es bereits Anzeichen gibt.
Infrastruktur
Wir haben börsennotierte Infrastrukturunternehmen von Neutral auf +1 heraufgestuft. Die Fundamentaldaten für den US-Midstream Bereich im Energiesektor bleiben stabil, könnten sich aber verlangsamen, wenn die Nachfrage in der zweiten Jahreshälfte nachlässt. Die Bewertungen für US-Versorger und Sendemasten sind attraktiv, wobei potenziell niedrigere Zinssätze für weiteren Rückenwind sorgen. Die Fundamentaldaten für den Transportsektor sind angesichts der unsicheren Wirtschaftsaussichten weltweit uneinheitlich. Aufgrund umfangreicher Investitionen in künstliche Intelligenz und Rechenzentren erwarten wir ein höheres Lastwachstum, das die regulatorische Verzögerung verringern und die Wachstumsraten für Grundlast erhöhen könnte, insbesondere bei den US-Stromversorgern.
Gold
Obwohl die Marktpanik nur wenige Tage andauerte, erreichte Gold im August - im Gegensatz zu den Kryptowährungen - erneut Rekordhöhen und bewahrte seinen Ruf als sicherer Hafen in unruhigen Zeiten. Wir haben Gold jedoch Anfang September auf Neutral herabgestuft, da wir glauben, dass ein ausgeprägter Zinssenkungszyklus der Fed (4 Zinssenkungen bis Jahresende) bereits eingepreist ist. Die Aussichten für einen weiteren Rückgang der nominalen und realen Zinssätze ohne anhaltend schwächere Wirtschaftsdaten dürften damit gering sein (obwohl wir anerkennen, dass sich die Korrelation von Zinsen und Gold in den letzten Jahren verändert hat). Wenn die Fed die Zinsen im September nur um 25 Basispunkte senkt, könnte das als hawkish angesehen werden (der Markt preist rund 1,5 Zinsschritte ein). Gold hat sich in letzter Zeit in der Nähe von 2500 USD/oz konsolidiert, ist aber nicht wesentlich über diese Marke hinausgekommen, während der Dollar-Index DXY (der negativ mit dem Goldpreis korreliert) sich dem unteren Ende seiner Handelsspanne ab Mitte 2022 nähert.
Öl
Was das Angebot anbelangt, so zeigt unsere eigene Analyse weiterhin einen überversorgten Markt, mit einem besonderen Überangebot im vierten Quartal dieses Jahres, das die OPEC+-Mitglieder wahrscheinlich daran hindern wird, ihre früheren freiwilligen Kürzungsverpflichtungen zurückzunehmen, während einige Mitglieder, wie der Irak, Kasachstan und Russland, weiterhin über ihren Quoten produzieren. Auf der Nachfrageseite könnte ein breiter angelegter weltweiter Konjunkturrückgang, der durch schwächere chinesische Daten unterstrichen wird, den kurzfristigen Preisrückgang noch verstärken.
3 / Rückblick auf wichtige Anlageklassen
Gesamtertrag seit Jahresbeginn und im vergangenen Monat
Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen.
Quellen: Bloomberg Finance L.P., DWS Investment GmbH; Stand: 31.08.2024
4 / Taktische und strategische Signale
Die folgende Übersicht veranschaulicht unsere kurz- und langfristige Positionierung.
4.1 Anleihen
Rates |
1 bis 3 Monate |
bis Juni 2025 |
---|---|---|
US-Staatsanleihen (2 Jahre) | ||
US-Staatsanleihen (10 Jahre) | ||
US-Staatsanleihen (30 Jahre) | ||
Deutsche Bundesanleihen (2 Jahre) | ||
Deutsche Bundesanleihen (10 Jahre) | ||
Deutsche Bundesanleihen (30 Jahre) | ||
UK-Staatsanleihen (10 Jahre) | ||
Japanische Staatsanleihen (2 Jahre) | ||
Japanische Staatsanleihen (10 Jahre) |
Spreads |
1 bis 3 Monate |
bis Juni 2025 |
---|---|---|
Italien (10 Jahre)[3] | ||
US-Investment-Grade-Anleihen | ||
US-Hochzinsanleihen | ||
EUR-Investment-Grade-Anleihen[3] | ||
EUR-Hochzinsanleihen[3] | ||
Asien-Unternehmensanleihen | ||
Schwellenländer-Staatsanleihen |
Besicherte & spezielle Bonds |
1 bis 3 Monate |
bis Juni 2025 |
---|---|---|
Covered Bonds[3] | ||
US-Hochzinsanleihen-Kommunalanleihen | ||
US-Mortgage-Backed-Securities |
Währungen |
1 bis 3 Monate |
bis Juni 2025 |
---|---|---|
EUR vs. USD | ||
USD vs. JPY | ||
EUR vs. JPY | ||
EUR vs. GBP | ||
GBP vs. USD | ||
USD vs. CNY |
4.2 Aktien
Regionen |
1 bis 3 Monate[4] |
bis Juni 2025 |
---|---|---|
USA[5] | ||
Europa[6] | ||
Eurozone[7] | ||
Deutschland[8] | ||
Schweiz[9] | ||
Vereinigtes Königreich (UK)[10] | ||
Schwellenländer[11] | ||
Asien ex Japan[12] | ||
Japan[13] |
.
Anlagestil |
1 bis 3 Monate |
|
---|---|---|
Nebenwerte USA[24] | ||
Nebenwerte Europa[25] |
4.4 Legende
Taktische Sicht (1 bis 3 Monate)
Die taktische Sicht basiert auf der Kursentwicklung der Anleihen.Positiver Ausblick
Neutraler Ausblick
Negativer Ausblick
Strategische Sicht bis Juni 2025
- Bei Staatsanleihen basiert die strategische Sicht auf der Kursentwicklung der Anleihen.
- Bei Unternehmensanleihen, besicherten und speziellen Bonds sowie Schwellenländer-Anleihen in US Dollar beziehen sich die Signale auf einen optionsadjustierten Spread zu US-Staatsanleihen. Bei in Euro denominierten Anleihen handelt es sich um den Spread zu Bundesanleihen. Die Entwicklung des Spread sowie die Zinsentwicklung bei Staatsanleihen beeinflussen den Anleihewert. Investoren, die rein von der Entwicklung des Spread profitieren wollen, müssen sich gegen das Zinsänderungsrisiko absichern.
- Die Farben signalisieren das Ertragspotenzial für Long-Only-Investoren
Die Gewinnchancen, aber auch das Verlustrisiko sind eher begrenzt
Negatives Ertragspotenzial