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- Koreanische Wellen
Was kommt als nächstes, wenn die globalen Zentralbanken endlich aufhören, die Zinssätze zu erhöhen, und vielleicht sogar beginnen, sie zu senken? Bei dieser Frage lohnt es sich, einen Blick auf ein Land zu werfen, das bei Zinserhöhungen einen gewissen Vorsprung hatte: Südkorea und insbesondere sein Immobilienmarkt. Das Land gehörte zu den ersten großen Volkswirtschaften, die während der Pandemie die Zinsen angehoben haben. Dies spiegelte nicht nur Inflationssorgen, sondern auch Bedenken hinsichtlich der Finanzstabilitätsrisiken wider, nicht zuletzt aufgrund der hohen Verschuldung inländischer Haushalte.[1] Seit Januar 2023 hat die Bank of Korea den Leitzins bei 3,5 Prozent belassen, wobei am Markt viele eine mögliche Zinssenkung im Jahr 2024 erwarten. Angesichts steigender Zinssätze und einer schwächelnden Auslandsnachfrage hat sich Südkoreas Wirtschaft seit Anfang 2023 deutlich abgeschwächt.
All dies hatte vorhersehbare Auswirkungen auf die Währung, nachdem auch die US-Notenbank (Fed) begonnen hatte, die Zinsen zu erhöhen. Infolge der raschen Ausweitung der Anleiherenditenspannen zwischen den USA und Südkorea fiel der koreanische Won im September 2022 im Jahresvergleich um 21 Prozent gegenüber dem Dollar. Seitdem hat der koreanische Won etwas an Boden gutgemacht, wenn auch immer noch um 12 Prozent im Minus im Vergleich mit vor zwei Jahren. Wie unser „Chart of the Week“ zeigt, haben hohe Inflation, eine schwächelnde Wirtschaft und Turbulenzen an den Devisenmärkten auch koreanische Aktien einen Dämpfer verpasst. Der Referenzindex KOSPI pendelte sich in den letzten 12 Monaten bei etwa 2.500 ein, nachdem er von einem Rekordhoch im Juni von 3.300 abgestürzt war.
Südkoreanische Aktien und Währung gegenüber dem Dollar.
Quellen: Bloomberg Finance L.P., DWS Investment GmbH; Stand: 18.10.2023
Da sich die Inflation abschwächt und die Arbeitsmarktbedingungen stabil bleiben, gibt es nun zumindest einen Grund für vorsichtigen Optimismus. Eine von mehreren Unsicherheitsquellen bleiben jedoch die südkoreanischen Immobilienmärkte. Dies ist ein Nischenthema, selbst für globale Investoren in börsennotierte Immobilien. Wie auch in anderen Bereichen schränken zahlreiche rechtliche Unsicherheiten und praktische Hindernisse die Investitionsmöglichkeiten für Ausländer ein.[2]
„Eine Folge der geringen Liquidität gepaart mit steigenden Zinssätzen war, dass südkoreanische REITs schlechter abgeschnitten haben als ihre globalen Konkurrenten und die Preise seit Ende 2021 um 30 Prozent gesunken sind“, erklärt Koichiro Obu, Head of Real Estate Research, Asia Pacific bei der DWS. „Das ist etwas merkwürdig, wenn man bedenkt, dass sich Seouls dynamischer Büromarkt inmitten weit verbreiteter globaler Probleme hervorgetan hat. Die durchschnittliche Büroleerstandsquote lag im zweiten Quartal bei lediglich 2,7 %, dem niedrigsten Stand seit 15 Jahren. Südkoreas Einzelhandels- und Hotelsektor weisen ebenfalls eine robuste Marktdynamik auf, die durch solide Fundamentaldaten gestützt wird. Lediglich im Logistiksektor, der während der Pandemie ein Spitzenreiter war, stiegen die Leerstandsquoten aufgrund der neuen Angebotswelle. Dies deutet darauf hin, dass die Bewertungen von Gewerbeimmobilien möglicherweise im Jahr 2024 ihren Tiefpunkt erreichen könnten.“
Wenn ja, wäre es ein historisch seltenes, aber vielleicht frühes Beispiel für weiterverbreitete post-Covid Trends: Zentralbanker hätten bewiesen, dass sie in der Lage sind, ein reibungsloses Ende einer turbulenten Fahrt herbeizuführen. Natürlich kann unterwegs noch viel schiefgehen. „Die Handelsaktivität wurde durch das schwächere Wachstum in China, dem größten Handelspartner des Landes, und seinem Halbleitersektor, der unter den US-Beschränkungen für den chinesischen Technologiesektor zu kämpfen hat, belastet. Trotz der jüngsten Daten ist es zu früh, da Entwarnung zu geben.“, argumentiert Elke Speidel-Walz, Chefökonomin für Schwellenländer bei der DWS. In jedem Fall bleibt Südkorea in den kommenden Monaten interessant zu beobachten.